Leichte Sprache

Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim

Schauplatz Dorf

Themen der Ausstellung

  • ZWISCHEN STADT UND LAND

    Das frühere jüdische Wohnhaus ist heute ein Ort der Information. Zwischen Stadt und Land ist der Titel einer Ausstellungseinheit gleich zu Beginn der Besichtigung. Neben weiteren Schauplätzen jüdischen Lebens werden bestimmte Ereignisse und Begriffe kurz genannt. Gleichzeitig blickt ein kurzer Film zurück auf 1100 Jahre jüdisches Leben in der Region Unterfranken. Im ersten Stock erhalten Sie Einblick in verschiedene Bereiche der Lebenswelt der Veitshöchheimer Juden. Im zweiten Stock sind Reste einer Wandmalerei erhalten – hier wurde das Laubhüttenfest gefeiert. Sie finden im Dachgeschoss eine kurze Darstellung wichtiger jüdischer Feiertage.

  • ERINNERUNG UND ÜBERLEBEN

    1942 wurden die letzten Juden aus Veitshöchheim deportiert und ermordet. Nur Ida Gerhard, geb. Straus, überlebte in Veitshöchheim. Sie war mit einem Christen verheiratet. Zur Eröffnung des Museums 1994 kam Rita Trepp, geb. Freudenberger, aus Israel. Sie ist 1935 aus Veitshöchheim geflohen. Auch Ludwig Straus verließ Veitshöchheim und emigrierte 1938 nach Amerika. Drei Lebensgeschichten führen zurück in die Vergangenheit der jüdischen Gemeinde von Veitshöchheim. Es sind Geschichten von Flucht, Vertreibung und Tod, aber auch von Überleben, Ankommen und neuer Heimat.

  • (K)EIN VATERLAND

    Das Konzept sieht eine chronologische Darstellung der Geschichte vor, beginnend mit der Ansiedlung der ersten Juden zur Zeit des 30jährigen Kriegs, der in der Region sehr gewütet hat. Im 18. Jahrhundert ist der Fürstbischof von Würzburg als Besitzer eines eindrucksvollen Rokokogartens am Ort öfter in Veitshöchheim und begegnet so seinen untergebenen Schutzjuden.
    Das 19. Jahrhundert ist ein Jahrhundert der Umbrüche und Aufbrüche. Nach der Matrikelgesetzgebung stellt sich für alle Familien die Frage: Bleiben oder Gehen. Diejenigen, die sich zum Bleiben entschlossen haben, finden ihren Weg in eine neue, deutsche Gesellschaft. Im Dorf sind das Mitgründungen und Mitgliedschaften in Vereinen, Mitarbeit in der Ortspolitik und Kriegsteilnahme als Soldaten für Deutschland. Diese Aktivitäten und Engagements werden unterbrochen, aufgehoben und für nichtig erklärt, als nach 1933 das jüdische Leben nach und nach ausgelöscht werden soll. Gegenüber der Tafel der stolzen Kriegsteilnehmer von 1918 stehen all die Namen derer, die aus Veitshöchheim deportiert und ermordet wurden.

  • EINE SYNAGOGE?

    Die komplett rekonstruierte Synagoge von Veitshöchheim stellt einen Wendepunkt im Umgang mit baulichen Resten der jüdischen Kultur dar. Weder vorher noch nachher wurde eine Synagoge so genau und detailgetreu wiederhergestellt wie die in Veitshöchheim. Schon immer stand die Frage nach dem Warum und Wozu im Raum. Die Rekonstruktion schafft sicherlich die Möglichkeit, den ehemaligen Raum im Ganzen zu erfahren. So formulierte Rabbiner Henry Brandt bei der Wiedereinweihung 1994: „Veitshöchheim hat ein helles Licht entzündet“. Aber ein wichtiger Punkt in Geschichte der Synagoge ist nicht mehr sichtbar: die Zerstörung sowie die Nutzung nach der Zerstörung. Die Erfahrungen in Veitshöchheim fließen heute ein in andere Projekte und eröffnen neue Wege, um die ganze Geschichte einer Synagoge zu zeigen.

  • EINE WUNDERLICHE GESCHICHTE

    ...ist der Titel eines Märchenbuchs, das in der Genisa von Veitshöchheim gefunden wurde. Vier Ausstellungsräume in der ehemaligen Vorsängerwohnung sind der Welt der jüdischen Literatur gewidmet und zeigen deren Vielfalt. Es gibt nicht nur die hebräischsprachigen Bücher und Schriften, sondern auch eine reiche profane jiddischsprachiger Literatur. Der Blick in die Vitrinen lässt Fragen aufkommen: Wer hat diese Bücher gedruckt? Was hat man denn gelesen? Hat man in Jiddisch oder Hebräisch gelesen? Gibt es unterschiedliche Texte in den jeweiligen Sprachen? In Franken gab es noch sprachliche Sonderformen: die Geschäfts- und Umgangssprache (Viehhändlersprache) oder das „Lachoudischen“ in Schopfloch

  • VIELE SPRACHEN, LESEN UND LERNEN

    In Bayern wurde nach 1804 die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Vorher unterrichtete man die Kinder getrennt nach Geschlecht, nach Religion oder nach sozialem Stand der Eltern. Im Sommer gingen im ländlichen Bereich weniger Kinder in die Schule, da sie bei der Landwirtschaft helfen mussten. Das alles hat die jüdischen Kinder weniger betroffen, da ihre Eltern keine Landwirtschaft betreiben durften. Sie erhielten bis zur Einführung der Schulpflicht den gesamten Unterricht in der Wohnung des Vorsängers, danach nur noch den Religionsunterricht. 1829 wird die Genehmigung für eine jüdische Religionsschule in Veitshöchheim erteilt. 1911 wurde in Veitshöchheim ein großes gemeinsames Schulhaus für alle Schüler und Schülerinnen - ungeachtet der Konfession - erbaut.

  • ABGELEGT

    Im Rahmen des Genisaprojekts werden am Jüdischen Kulturmuseum Veitshöchheim seit 1998 Funde aus den Dachböden fränkischer Synagogen bearbeitet und in einer Datenbank archiviert. Die Funde eines Ortes werden hierfür komplett durchgesehen, wobei unterschieden wird zwischen Objekten, die weiterbearbeitet werden, und solchen, deren Erhaltungszustand das nicht mehr zulässt. Jedes Objekt erhält eine Inventarnummer. Nach einem einheitlichen Katalog von Merkmalen werden die möglichen Informationen in die Datenbank eingegeben. Anschließend werden die Objekte archivgerecht verpackt und für die Lagerung oder weitere wissenschaftliche Untersuchungen vorbereitet.